Moritz, Du kennst sowohl die PE- als auch die M&A-Seite. Inwieweit hilft Dir die PE-Erfahrung, ein besserer M&A-Berater zu sein?
Die Erfahrung als PE-Investor hat aus meiner Sicht den Vorteil, dass man die Abläufe und Denkprozesse innerhalb eines PE-Hauses nicht nur in der Theorie, sondern auch aus praktischer Erfahrung einordnen kann. Dadurch kann man sich bei der Buy-Side Beratung auf die für die Investitionsentscheidung wichtigen Bereiche fokussieren. Auf der Sell-Side kann man gerade bei mittelständischen Verkäufern sehr viel Guidance geben, wie sich ein PE Investor im Prozess verhalten wird.
Wie hat sich das M&A-Geschäft in den letzten 5 Jahren verändert und was ist die Kernkompetenz eines M&A-Beraters heutzutage?
Die letzten fünf Jahre bis zur “COVID-Krise” waren geprägt von einem boomenden M&A-Markt. Das hat dazu geführt, dass M&A-Prozesse immer durchstrukturierter und schneller abgeschlossen wurden. Selbst Small-Cap-Transaktionen werden heute meist von einem erfahrenen M&A-Berater geführt und mit verkäuferseitig vorbereiteten Due Diligence Unterlagen unterfüttert. Der M&A-Markt hat sich generell weiter professionalisiert und internationalisiert. Ein M&A-Berater ohne internationales Netzwerk hat es zunehmend schwieriger. Diese Entwicklung wird auch durch COVID nicht aufgehalten werden. Die Kernkompetenzen haben sich entsprechend weiterentwickelt. Wichtig sind ein belastbares internationales Netzwerk mit Zugang zu relevanten Käufern, überzeugende Sektor-Expertise und die Erfahrung einen hoch-kompetitiven Prozess effizient mit einem breiten Beraterteam erfolgreich zu führen.
Die Digitalisierung hat bereits viele Branchen tief verändert. Das M&A-Geschäft ist im Wesentlichen unverändert geblieben. What’s next?
Ich meine, dass der Kern immer eine analoge Beratung bleiben wird. Verkäufer, wenn es nicht Finanzinvestoren sind, verkaufen ihr Unternehmen einmal im Leben und werden auch zukünftig einen kompetenten Ansprechpartner haben wollen. Wo Digitalisierung sicher zunehmen wird, ist bei der Optimierung von Ablaufprozessen. DealCircle ist hier sicher ein gutes Beispiel. Aus meiner Sicht ein sehr probates Tool, um den M&A-Berater bei der Erstellung einer Longlist und der Ansprache zu unterstützen. Ich kann mir auch vorstellen, dass zukünftig die ganze Kommunikation mit Bietern über Webportale abläuft und damit die Analyse und Aufbereitung von Angeboten etc. effizienter wird.
„Ich kann mir auch vorstellen, dass zukünftig die ganze Kommunikation mit Bietern über Webportale abläuft und damit die Analyse und Aufbereitung von Angeboten effizienter wird.“
Was ist aus Beratersicht wichtig, damit der Einsatz von M&A-Tools gewinnbringend ist?
Es muss einen Effizienzgewinn geben, der nicht zu Lasten der Qualität der Kommunikation mit möglichen Käufern bzw. Verkäufern geht. Am Ende verkauft der Berater seine Kompetenz den Markt und mögliche Käufer zu kennen bzw. den Zugang zu haben. Wenn es hier Effizienzgewinne gibt, kann eine Ansprache noch breiter werden bzw. den einen Käufer ansprechen, der bei einer „analogen“ Aufbereitung durchgerutscht wäre.
Was schätzt Du besonders an dem Set-up bei Deloitte Corporate Finance?
Ganz klar die Internationalität unseres Teams in Deutschland gepaart mit unserem globalen Netzwerk, das eine umfassende Industrieexpertise in allen wesentlichen Sektoren ermöglicht. Der Zugriff auf das breite Beratungsknowhow in angrenzenden transaktionsrelevanten Bereichen wie Financial Due Diligence, Steuern und Recht ist auch von großem Vorteil.
„Das derzeitige M&A Umfeld ist sicher fordernd und es gilt in schwierigem Fahrwasser stabil durchzusteuern und die gesamte Mannschaft an Bord zuhalten.“
Welche Transaktion macht Dich besonders stolz und warum?
Schwierig zu beantworten, stolz macht mich natürlich jede abgeschlossene Transaktion. Wenn mich etwas besonders freut, dann Transaktionen, bei denen ich mittelständische Eigentümer beim Verkauf ihres Lebenswerks beraten kann. Hier geht die M&A-Beratung meist sehr weit über das technische hinaus. Es geht vielmehr um eine Lösung, die zum nächsten Lebensabschnitt passt und die Perspektive des aufgebauten Unternehmens nachhaltig sichert. Da gab es in den letzten Jahren einige.
Welche aktuellen Themen treiben dich gerade am meisten um?
Neben der Hoffnung, dass Homeschooling und extensives Homeoffice eine einmalige Erfahrung waren? Spaß beiseite, das derzeitige M&A-Umfeld ist sicher fordernd und es gilt in schwierigem Fahrwasser stabil durchzusteuern und die gesamte Mannschaft an Bord zu halten. Hier kommt uns sicher zugute, dass wir eine breite Mandatsbasis haben, die keinen Überhang im PE-Geschäft hat. Ganz im Gegenteil ist sie stark von der Beratung von Unternehmen geprägt, die zur Umsetzung von kurz- und mittelfristigen strategischen Zielen Unternehmensteile abgeben wollen.